Ehrung von Fritz Krause

Sandra Seifert | Fraktionsvorsitzende Die Linke Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt (Oder)
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Henry-Martin Klemt

Seit vielen Jahren diskutieren wir in unserer Stadt um eine würdige Ehrung von Fritz Krause als langjährigem Oberbürgermeister. Rund um ein Brückenfest sammelten Mitglieder und Sympathisant*innen unserer Partei mehrere tausend Unterstützerunterschriften für eine Straßenbenennung „Fritz Krause“. Die mal mehr mal weniger intensiven öffentlichen Debatten wurden stets auch kontrovers geführt:

Viele Frankfurterinnen und Frankfurter erinnern sich gern an den durch die Stadt gehenden, für kurze Gespräche stehen bleibenden Fritz. Fast jede*r hat ein unvergessenes persönliches Erlebnis zu erzählen. Alle schätzen nach wie vor seine Bodenständigkeit und „Volksnähe“ und bringen mindestens seinen Einsatz für den Erhalt der Marienkirche und auch der Konzerthalle zur Sprache …

Auf der anderen Seite führen strikte Gegner*innen einer Krause-Ehrung (in welcher Form auch immer) ins Feld, dass er als Oberbürgermeister ja schließlich staatstragend und systemstützend war. Ich erlebe etliche von ihnen als eher einseitig argumentierend. Sie begründen eine Ablehung aus heutiger Sicht mit vielen, später übernommenen „Erkenntnissen“ und verallgemeinernden Erfahrungen angereicherte Abwertung seines Wirkens. Auch 35 Jahre nach der sogenannten politischen Wende können wir in unserer Stadt nicht über Persönlichkeiten und politische Verantwortungsträger*innen sprechen, ohne dass bestimmte Menschen fast mit Schaum vor dem Mund alles und jede*n vernichtend aburteilen. Und deshalb darf es deren Auffassung nach keine öffentliche Ehrung von Fritz Krause geben …

Ich vermisse eine wirkliche und auch differenzierte Befassung mit dem konkreten Wirken vieler Verantwortlicher hier in Frankfurt (Oder) und ihrem Einsatz für unsere Stadt. Stattdessen geht es immer noch und wieder um das Absprechen der persönlichen Lebensleistung vieler Menschen (ob mit SED-Parteibuch, einem anderen oder keinem) eben weil sie in verantwortlicher Stellung tätig waren.

Die jüngste Debatte in der Stadtverordnetenversammlung Anfang November hat dies wieder deutlich gezeigt. Auf dem Rücken und Namen „Fritz Krause – ehemaliger Oberbürgermeister“ tobten sich bürgerliche und konservative Stadtverordnete aus. Pauschalverurteilungen gegen alle v.a. SED- und Systemverantwortlichen gepaart mit einem völlig überzogenen Katalog an moralischen Kriterien und Forderungen löste der gemeinsame Antrag der Fraktionen „Frankfurter Bürgerinitiative“ und „Die Linke“ zur Ehrung von Fritz Krause aus. Dennoch ist es uns nach langer, intensiver Debatte gelungen, dass schließlich eine Mehrheit der Stadtverordneten (außerhalb von CDU, SPD und tlw. Grünen) folgenden Antrag beschlossen hat:

„1. Die Stadtverordnetenversammlung befürwortet eine würdige Ehrung / ein würdiges Gedenken des langjährigen Oberbürgermeisters Fritz Krause aus Anlass seines 100. Geburtstages am 13.04.2025 im Umfeld oder an der Marienkirche.

2. Zur konkreten Umsetzung und Ausgestaltung wird eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gebildet. Im 1. Quartal 2025 wird die Arbeitsgruppe dem Haupt- und Ordnungsausschuss ihr Arbeitsergebnis zur Diskussion vorlegen.“

Fritz Krause hätte diese neuerliche Diskussion um ‚seine Ehrung‘ wohl eher nicht gewollt. Für mich und viele andere steht jedoch fest: Frankfurt (Oder) war, was und wie es war, auch und gerade durch das Wirken und das persönliche Engagement von Fritz Krause. Und weil Frankfurt so war (durch das Wirken und Arbeiten von Fritz Krause und vielen unzähligen Mitstreiter*innen), konnten wir auch werden, was wir heute sind. Dafür gebührt Fritz Krause Dank. Deshalb setzen wir uns für seine würdige Ehrung ein.

Auf Dich, Fritz, auf eine Ehrung Deines jahrzehntelangen Wirkens – viele Menschen in unserer Stadt werden das unterstützen.